Hannah Bethke ist Professorin an der Universität Greifswald. In einem FAZ-Artikel beschwert sie sich über orthographische und grammatische Defizite des heranwachsenden Prekariats, vermutlich völlig zu Recht. Ein ‘Non scientiae sed pecuniae discimus‘* zieht unausweichlich Folgen nach sich. Aus dem Dickicht der Kommentare trötet vor allem eins – Zustimmung. Wie aber steht es um die Sprache der Kritikerin selbst?
‘Nur hier’ – also in den handschriftlichen Hausarbeiten – würde ‘sichtbar’, was in den Seminarstunden vom Manna ihres Vortrags bis in die Köpfe des Nachwuchses gelangt sei? Das wird wohl an ganz anderen Stellen auch noch offenbar werden, spätestens dann, wenn das Berufsleben beginnt. Aber egal – in der Denkwelt der Frau Professorin werden jedenfalls die Erkenntnisse eines Lehrvortrags in einen Text ‘transformiert’, diese Inhalte müssten möglichst tiefgreifend ‘analytisch durchdrungen’ sein, die Darbietung der kümmerlichen Ergebnisse wäre dann ‘eklatant’, wo nicht gar schockierend, solche Mängel würden an allen Ecken und Enden ‘aufgewiesen’, usw.
Mit anderen Worten: Diese bildungskritische Tirade leidet selbst an ‘Sprachkrebs’, an einer bürokratischen Verschwurbelung einfachster Sachverhalte, auch wenn die Grammatik halbwegs unbeschadet die Tortur übersteht. Mit ihrer beklagten “Niveaunivellierung” aber schießt sich die Frau Professorin dann vollends selbst ins Knie. Derart ‘Hochgestochenes’ bewirkt immer sprachliche Luftlöcher, die nur einer ungewollten Hochkomik Raum geben. Wie’s anders ginge? Vielleicht so:
“Nicht nur hier zeigt sich, ob die Studierenden Bücher überhaupt verstanden haben. Ob sie grundlegende Unterschiede erkennen und ob sie diese in einem Text durchdacht bewerten können.”
Das klänge nicht ganz so ‘akademisch’? Dafür aber ist der Text kürzer – und vermutlich würden ihn sogar Seminaristen verstehen …
*Wer dort falsches Latein findet, darf es behalten …